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Das Foto oben hängt seit ewigen Zeiten über meinem Schreibtisch und zeigt meinen Vater als jungen Seemann 1956 in Borongan, umringt von philippinischen Jungen, die mit kindlicher Unbekümmertheit in die Kamera schauen. Zum Entstehungszeitpunkt war er eigentlich nicht so viel älter als die Kinder neben ihm, bereits seit zwei Jahren zur See gefahren und genauso offen für Neues. „Wir lagen mit der NABOB vor Borongan und hatten sonntags frei,“ erzählte er mir zu dem Foto. „Mit einem Motorboot sind wir zu einer kleinen Insel gefahren, haben vor einem Dorf geankert und sind von da aus ins Wasser gesprungen. Dann kamen plötzlich viele Kinder aus dem Dorf und haben uns neugierig beobachtet.“

Auf seinen Fotografien erscheint die Seefahrt wie ein tolles Abenteuer. Säuberlich in ein Album geklebt und kommentiert, zeigen sie die Fahrt durch den Suez Kanal, Elefanten in Indien, belebte Straßen mit Werbung in chinesischen Schriftzeichen in Hongkong und „Wolkenkratzer“ in New York. Immer wieder habe ich die Fotos fasziniert betrachtet; sie haben meine eigene Neugier geweckt, ebenso wie mein Interesse an Fotografie, die Vergangenes fixieren und ins Heute transportieren kann und dabei immer eine Geschichte erzählt – oder dazu anregt. Vor einiger Zeit dachte ich, da muss doch noch mehr sein….

Über einen Aufruf in einer Tageszeitung und zwei Verteiler von ehemaligen Seeleuten sind jetzt fast 5000 Fotografien zusammengekommen, die die unterschiedlichsten Gegenden der Welt zeigen, aber auch Leben und Arbeiten an Bord, das Meer, Schiffe und Häfen in den 1950er und 1960er Jahren – bevor sich die Seefahrt mit dem Einsatz von Containern massiv veränderte. Aus diesem Material entstand ein Buch, das den Betrachter mit auf Reisen nehmen soll, von Hamburg nach Hongkong und nach New York z.B., und von Bremerhaven eben nach Borongan, vor allem aber in eine untergegangene Vergangenheit (um im Bild zu bleiben).

Geboren und aufgewachsen bin ich in der schönen Seestadt Bremerhaven, um dann zum Studium (der Kunstgeschichte und Geschichte) nach Hamburg und Paris zu ziehen und mich in beiden Städten vorwiegend mit Fotografie zu beschäftigen. Nach wie vor habe ich eine Vorliebe für Geschichte(n). (Es gilt immer: si non è vero, è ben trovato). Seit längerem wohne und arbeite ich in Berlin und Leipzig und beschäftige mich auch hier weiterhin mit Fotografie.